Das Bewegtbild hat nicht nur in der externen Kommunikation, sondern vor allem intern einen enormen Aufschwung genommen. Wir betreiben selbst ein Filmstudio mit eigenen Animationsspezialisten und produzieren vor allem für den virtuellen Raum. Nach unseren Gesprächen kommt die Motivation für den Nachfrageschub aus sehr nachvollziehbaren Gründen. Wenn ich meine Mitarbeiter:in nicht mehr sehe und komplexe Sachverhalte auch nicht an einem Whiteboard im Konferenzraum erklären kann, dann brauche ich starke Bewegtbildkonzepte. Diese ermöglichen es, weiterhin persönlich zu wirken und auch die vielen Vorgänge verständlich zu machen, die sich reinem Text und einer Grafik entziehen. Dies gilt vor allem für Prozesse, nicht nur in der Technologie, bei denen sich die Dinge Schritt für Schritt entwickeln.
Beim Bewegtbild schließt sich auch der Kreis von der internen Kommunikation zur externen Kommunikation und zur Organisationsveränderung. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Unternehmen und auch Marken selbst Sender geworden und haben sich im digitalen Raum etabliert. Was die Produktion von Content angeht, so wurde dies häufig mit der Schaffung eines Newsrooms für die zentrale Bearbeitung von Themen begleitet. Mit kleiner Besetzung vor Ort und entsprechenden Redaktionssystemen hat dies auch im Lockdown funktioniert.
Auch hier senden wir immer mehr in bewegten Bildern. In den vergangenen Jahren haben wir unter dem Namen „digitale Sendeanstalt“ das Thema Newsroom mit einer ganzen Reihe von Unternehmen weiterentwickelt und unter anderem bei einem führenden Pharmakonzern ein eigenes Fernsehstudio etabliert. Die Idee dahinter setzt sich immer mehr durch. Wenn Werbung auf digitalen Kanälen oft nicht relevant ist, dann muss ich meine Botschaften entweder mit nützlichen Informationen verbinden oder in Unterhaltung verpacken. Oder am besten beides.
Dies geht sehr gut in kurzen Film-Geschichten mit Erzählstrukturen, wie sie im Entertainment gang und gäbe sind. Sicher hat es uns sehr geholfen, dass ein Teil unserer Kolleg:innnen dort Erfahrung sammeln konnte und wir uns mit der Entwicklung von TV-Formaten auskennen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass der Name „digitale Sendeanstalt“ beinahe ein wenig zu kurz greift. Längst sind diese Konzepte darauf angelegt, nicht nur zu senden, sondern in oft verschiedenen Zielgruppen den Dialog voranzutreiben und so eine Kombination aus emotionalen Botschaften wie differenzierten Inhalten zu bieten.
Für die Kreation führt das zu extrem spannenden Herausforderungen. Aus einem großen Firmenevent wird eine virtuelle „Fernsehshow“, die alle dramaturgischen Register zieht, und dennoch oder gerade deshalb die relevanten Botschaften rüberbringt. Anderes Beispiel: Der klassische Außendienst braucht ganz andere Kampagnen und Materialien, wenn er sich virtuell seinen Zielgruppen vermitteln muss. Diese Bewegung fängt gerade erst an, auch wenn die Zukunft hybrid wird. Hier sind spannende Dramaturgien und interaktive Ansätze gefragt. Die Folge: Vertrieb, Fachexperten und Marketingleute rücken notwendigerweise mehr zusammen – auch eine Kulturaufgabe.
Wollen wir zum Alten zurück? Auf keinen Fall! Allein schon wegen der vormals verlorenen Reisezeiten und hohen Kosten. Die Zukunft darf aber gerne hybrid sein. Gerade der menschliche Kontakt zu Beginn eines Projektes erleichtert vieles enorm. Und auch, weil wir uns an den schwierigen Übergang zwischen Homeoffice und Office noch gewöhnen müssen. Nach Corona wird es daher nie wieder so sein wie vor Corona. Und um ein berühmtes Zitat zu bemühen: Das ist auch gut so!