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Oder: Was wir vom Piloten und ihrer Kolleg:in lernen können

Endlich richtig gendern

Gendern. Muss man darüber wirklich diskutieren? Geschweige denn schreiben? Man muss wohl. Oder besser gesagt: Mann muss. Denn für die meisten Nicht-Männer ist das Thema Gendern vermutlich weniger eine Frage des „ob“, sondern vielmehr des „Warum in drei Teufels Namen erst jetzt?“.

Das ist natürlich wieder mal typisch weiblich hysterisch. Und warum? Weil ich es geschrieben habe: ein Mann. Ha – reingelegt. Doch dazu später mehr. In Wirklichkeit ist Gendern natürlich kein reines Mann-Frau-Thema. Erst die Zwischentöne machen aus dem Leben eine hörenswerte Symphonie. Dennoch konzentriere ich mich in diesem Dossier vor allem auf diese besondere Beziehung, mit der alles angefangen hat. Und in der nur noch absolute Waschlappen Powerfrauen „Powerfrauen“ nennen. Als wäre es besonders erwähnenswert, dass da tatsächlich ein Mensch ohne Testosteron-Überschuss etwas ganz Großartiges geleistet hat.

„Wozu denn dann überhaupt Gendern?“, könnte man spitzfindig anmerken. Ist doch klar, dass mit „der Pilot“ auch „die Pilotin“ gemeint ist. Mit „der Spitzenkoch“ auch „die Spitzenköchin“. Und mit unserem Bundeskanzler auch Angela Merkel. Aber mal ehrlich: Spätestens nach Angelas Amtszeit würde man bei einem Artikel über den Alt-Bundeskanzler gedanklich schneller bei Helmut Kohl landen als der Pilot ihr Flugzeug.

Und jetzt? Jetzt gendern wir. Ist doch klar. Weil es höchste Zeit wird. Weil es gerecht ist. Weil die selbstverständliche Verwendung der maskulinen Wortform sich eben nicht von selbst verstehen sollte – und stattdessen ein für alle Mal auf den Scheiterhaufen gehört. Wenn das mal nicht Ironie der Geschichte inklusive Hexenverbrennungen ist. Apropos Qual: Die der Wahl haben wir nämlich weiterhin. Schließlich ist Gendern nicht gleich Gendern.

Korrektes Gendern will gelernt und im besten Fall heiß ausdiskutiert sein

Macht man es beispielsweise mit dem _Unterstrich, läuft man bzw. frau Gefahr, in ohnehin unterstrichenen Textabschnitten übersehen zu werden. Gendert man hingegen mit *Sternchen, steigt einem Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) aufs Dach bzw. lesen Screenreader es irritierenderweise mit. Und einfach nur ein „Innen“ zu ergänzen, wird auch nicht allen gerecht.

Tja, selbst Schuld. Jahrtausende haben wir Männer nicht nur bestimmt, was Frauen und anders Fühlende sagen dürfen, sondern – fast noch schlimmer – was sie sagen können. Indem wir ihnen Sprache in den Mund gelegt haben (siehe oben) und mehr noch, indem wir die Sprache, das Leben und schließlich die ganze (Berufs-)Welt nach unserem Ebenbild geformt und das Weibliche sowie alle anderen Formen einfach ausgeschlossen haben.

Wir müssen also mehr tun als einfach nur zu gendern. Wir müssen uns Gedanken machen, welche Auswirkungen Sprache auf unser Verhalten hat. Auf Chancengleichheit. Auf die Art und Weise, wie wir im Alltag miteinander umgehen. Wir müssen immer wieder darüber sprechen. Auch und vor allem in der Kommunikationsbranche.  

Schließlich sind wir nicht nur Zeug:innen davon, dass sich Sprache im steten Wandel befindet, sondern sind ihre ständigen aktiven Gestalter:innen. Und das ist die gute Nachricht. Wir alle können unsere Sprache und damit unser Verhalten ändern. Oder gerne auch andersherum: uns endlich korrekt verhalten und uns dann bitteschön auch dementsprechend ausdrücken. Wenn wir reflektieren und konsequent daran arbeiten – was anstrengender klingt als es wirklich ist. Schließlich bleibt Sprache am Ende aller Tage doch etwas ganz Alltägliches. Und wird im wahrsten Wortsinn erst dann selbstverständlicher. Nämlich dahingehend, dass es sich wirklich von selbst versteht, dass Begriffe nicht männlich vordefiniert sind.

Gendern bei komm.passion

Auch wir bei komm.passion haben uns eine Menge Gender-Gedanken gemacht. Viel diskutiert, ausprobiert und eine klare Entscheidung getroffen. Mit der ich als leidenschaftlicher Denker und Texter besonders gut leben kann. Denn wie schon gesagt, das Thema Gendern verdient alle Aufmerksamkeit und Beachtung. Beim drüber Sprechen wie beim drüber Schreiben. Und das Wichtigste, liebe Leser:innen, steht – ganz gleich, ob männlich, weiblich, trans oder sonst wie – genau: hinter dem Doppelpunkt.

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