Die CDU hat verstanden, wo ihre Chance liegt. Wenn die Grünen Ungewissheit schüren, suggerieren wir Sicherheit. Wenn die Grünen für Veränderung werben, werben wir für Stabilität und damit um all jene, die – müde von Corona – endlich wieder ihr normales Leben zurückwollen. Die Union lässt sich viel Zeit für ein Wahlprogramm und kann auf Stimmungen, Wettbewerb und Umfeld reagieren. „Stabilität und Erneuerung“ steht da im Titel – aber Stabilität eben zuerst.
Die Bürger:innen will sie vor Verboten schützen, vor Tempolimits, vor neuen Steuern, vor zu viel Staat. Dafür sieht ihr Programm eine lichte Zukunft voraus, mit synthetischen Kraftstoffen und grünem Wasserstoff, in der Flüge kein Problem sind, die Infrastruktur ausgebaut und die Steuern sogar gesenkt werden. Kreativität, Innovationen und die „Entfesselung der Wirtschaft“ sollen es richten. Kaufen die Wähler:innen das ab? Nicht so wichtig, es reicht ja, wenn sie Angst vor der Alternative haben.
Die Union und Laschet liegen damit auf Kurs und aktuell in den Umfragen wieder vorn. Für eine echte Wechselstimmung scheint es momentan keine Mehrheit zu geben. Vielleicht eher eine Art „Erneuerungsstimmung“. Digitalisierung – ja, am besten schnell und gründlich. Klimaschutz auch, aber bitte so, dass es nicht wehtut.
Aber noch ist ja nicht gewählt. Das Frühjahr hat auch gezeigt, wie volatil Umfragen sein können. Union und Grüne, zwei Lager, die sich mit zunehmender Schärfe bekämpfen – die Wähler:innen haben die Wahl zwischen zwei echten Alternativen.
Oder doch nicht?
Beide Lager brauchen Partner, um regieren zu können. Und vielleicht braucht man dann ja einander. Aber wie polarisierend wird der Wahlkampf werden? Finden Union und Grüne dann wieder so zusammen, dass sie miteinander regieren können?
Ja, werden sie, denn die Alternativen sind übersichtlich. Vieles spricht dafür, dass schwarz-grün die einzige mögliche 2-er-Koalition wird. Ein anderes Paar ist derzeit kaum in Sicht. Das zeigt der Blick auf die Konkurrenz.